„Was ist los? Weshalb komme ich nicht in die Gänge? Was stimmt mit mir nicht?“
Selbst hochmotivierte und engagierte Solo-Unternehmer kennen solche Einzel-Situationen oder sogar länger andauernde Phasen von Prokrastination (Aufschieberitis).
Hier sind meine besten drei Tipps und ich freue mich, wenn Sie in den Kommentaren Ihre besten drei Tipps teilen.
Anti-Prokrastinations-Tipp Nr. 1: Sofort anfangen, statt die Ursachen zu ergründen
Dieser Tipps hat eine ganz besondere Bedeutung für mich. Denn lange Zeit habe ich meine Energie damit verschwendet, auf das Hindernis zu schauen und das Hindernis zu bearbeiten.
Als Coach und als jemand, der sich seit Jahrzehnten mit persönlicher Weiterentwicklung befasst, kenne ich dazu viele Methoden:-).
Doch das Problem war: Ich hatte dann zwar das Hindernis verstanden und mich auch in eine Verfassung gebracht, um endlich anzufangen.
Doch weiter war ich damit nicht gekommen.
Die eigentliche Aufgabe war noch nach wie vor unerledigt.
Den Büchern von Dr. Neil Fiore und insbesondere seinem The Now Habit at Work habe ich es zu verdanken, dass ich meine Strategie in solchen Situationen änderte.
Heute gilt: Wenn ich mich bei Prokrastination ertappe, denke ich nicht lange über die Ursachen nach.
Sondern ich fange mit dem an, was derzeit möglich ist und was ich in 15 Minuten schaffen kann.
Danach bin ich oft so im Flow, dass es einfach ist, das Begonnene fortzusetzen.
Genauso ok ist es, an dieser Stelle dann einen Break zu machen in dem Wissen und guten Gefühl, dass das Projekt ein Stückchen weiter bewegt wurde.
Und morgen kann ich dann wieder 15 Minuten (oder mehr) dafür aufwenden.
Und wenn ich oft genug angefangen habe – und sei es nur für jeweils 15 Minuten – , kommt das Projekt irgendwann zu seinem natürlichen Abschluss.
Auch auf die Arbeit mit meinen Klienten hat sich dieser innere Paradigmenwechsel im Übrigen positiv ausgewirkt: Auch hier verschwende ich keine Zeit mehr, die tieferen Ursachen irgendwelcher Blockaden oder Probleme zu ermitteln, wenn es viel sinnvoller ist, schnelle Erfolgserlebnisse zu erzielen.
Anti-Prokrastinations-Tipp Nr. 2: Systeme schaffen
Auch wenn die corrective action, wie Neil Fiore es nennt, also die Korrekturmaßnahme, mittlerweile die erste Stelle einnimmt, bedeutet das nicht, dass die Ursachen von Prokrastination völlig bedeutungslos geworden sind.
Denn einige Ursachen lassen sich relativ einfach beheben.
Das gilt insbesondere für Situationen wie die folgende: Sie wollen x tun. Und merken dabei, dass vorher noch mehrere andere Schritte nötig sind.
- Doch in welcher Reihenfolge am besten?
- Und wo sind die Materialien, die Sie dazu brauchen?
- Und wie finden Sie heraus, wie der erste Schritt geht?
Oftmals handelt es sich um scheinbar banale Dinge, die einen gleichwohl völlig aus dem Konzept bringen können.
Kürzlich hatte ich so eine Situation. Im Rahmen einer bestimmten Angelegenheit war es nötig, erst einmal eine .csv-Datei in eine Excel-Tabelle umzuwandeln. Doch ich erinnerte mich nicht mehr, wie man es macht.
Das 15-Minuten-Prinzip half mir, nach der Vorgehensweise zu recherchieren und letztendlich herauszufinden, statt das Thema auf die lange Bank zu schieben.
Doch das Recherchieren und Ausprobieren nahm unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch.
Hier kommen Systeme ins Spiel.
Seit geraumer Zeit habe ich mir angewöhnt, meine Vorgehensweisen mehr und mehr zu dokumentieren, so dass ich sie bei Bedarf sofort abrufen kann.
Hier wies mein System eine offenkundige Lücke auf.
Mittlerweile ist sie geschlossen. Die nächste .csv-Datei kann kommen:-).
Anti-Prokrastinations-Tipp Nr. 3: Frühzeitig „NEIN“ sagen
Wenn es trotz der Tipps Nr. 1 und 2 schwer fällt, sich an eine Aufgabe oder ein Projekt zu begeben, hätten Sie vielleicht früher „NEIN“ sagen sollen.
Wenn Sie ein netter Mensch sind, möchten Sie niemanden enttäuschen. Das „Ja“ kommt Ihnen schnell über die Lippen. Erst später merken Sie, dass Sie sich damit zeitlich übernommen haben.
Oder dass Sie es eigentlich gar nicht wollten.
Oder nicht jetzt.
Oder nicht so, wie es von Ihnen erwartet wird.
Die gleiche Situation kann eintreten, wenn Sie sich schnell begeistern und etwas beginnen, ohne über die Konsequenzen hinreichend nachzudenken und erst im Nachhinein erkennen, worauf Sie sich eingelassen haben.
Oder wenn Sie etwas tun, weil Ihr eigener Kopf sagt „Ich sollte…“, während andere Instanzen in Ihnen von vornherein ihr Veto einlegen und es bei jedem einzelnen Schritt lautstark wiederholen oder sogar aktiv Ihren Fortschritt unterminieren.
Nun gibt es scheinbar kein Zurück mehr.
Sie müssen durch.
Doch der innere Zwiespalt kostet viel Energie. Ständig haben Sie mit einem Chor innerer Stimmen zu tun, die alle durcheinander rufen und Unterschiedliches von Ihnen wollen.
- Manchmal ist es möglich, noch jetzt einen Schlussstrich zu ziehen.
- Manchmal wäre dafür ein hoher Preis zu zahlen, so dass es unterm Strich sinnvoller ist, das Ganze durchzuziehen.
- Manchmal ist es möglich, doch noch innere Einmütigkeit zu erzielen.
In jedem Fall können solche Situationen sehr wertvoll sein, wenn Sie daraus die Lektion lernen, ein „JA“ erst dann zu sagen, wenn Sie sicher sind, voll und ganz dahinter zu stehen.
In allen anderen Fällen gilt: Lieber sofort ein klares „NEIN“, statt während des gesamten Projektes Ihre Energie damit zu verschwenden, die inneren Widersacher in Schach zu halten.
Prokrastination und persönliches Energiemanagement
Letztlich hat, wie die drei Tipps zeigen, der Umgang mit Prokrastination sehr viel mit dem Management Ihrer persönlichen Energie zu tun.
Produktive Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Energie für die Realisierung dessen einsetzen, was sie voranbringt:
- indem sie nur Commitments eingehen, hinter denen sie voll und ganz stehen
- indem sie Systeme schaffen, die ihnen einen guten Workflow und hohe Qualität der Ergebnisse ermöglichen
- indem sie anfangen, und sei es für 15 Minuten. Das schafft zum einen Erfolgserlebnisse schaffen. Zum anderen bewegt es die Projekte konkret weiter.
Der Beitrag erschien erstmals auf meiner Seite www.MonikaBirknerFreedomBusiness.de . Neuveröffentlichung hier am 25.11.2023.